07.09.2019

Tagesausflug ins Appenzellische

Die Koblenzer Männerturner haben es wortwörtlich genommen. Sie sind am ersten Samstag im September über weite Strecken fahrend unterwegs gewesen.

(fs) – Als die Vereinsmitglieder die Einladung für die diesjährige Turnfahrt erhielten, war klar, dass es sich wieder um etwas Spezielles handelt. Kein Wunder, denn Organisator Stephan Schilling kommt aus der Branche. Das Programm hatte folgenden Wortlaut: „Der MTV Koblenz besucht das Appenzellerland. Gestartet wird bei Kabier, eine Wortkombination für den nachhaltig betriebenen Bauernhof im ausserrhodischen Stein. Während der Führung wird das Konzept erklärt. Danach besteht die Möglichkeit, die leckeren Fleischangebote bei einem kühlen Bier zu degustieren. Nach einer kurzen Busfahrt geht es hoch hinaus auf den Hohen Kasten, wo im Drehrestaurant das Mittagessen serviert wird.“

Kaffee und Gipfeli im Komfort-Car

Für die 20 Teilnehmer begann der Ausflug mit der Besammlung um halb acht Uhr beim Parkplatz vis-à-vis vom Gasthof „Blume“. Während einer mit Krücken erschien, hatte ein anderer die Walkingstöcke dabei, um sie gegebenenfalls im Alpsteingebiet zu benützen. Gemäss Bernhard Gassler – Obmann der Seniorengruppe – war es angenehm, im modernen Bus mit genügend Platz zu reisen. „Wir können ja selber am Steuer weder die schöne Landschaft betrachten noch den Vögeln nachschauen. Darum geniesse ich es jedes Mal, als Passagier und erst noch von erhöhter Sitzposition aus unterwegs zu sein. Insbesondere mit einem Chauffeur, dem man das Können schon nach wenigen Metern anmerkt.“ Der Nebel verdeckte zwar die Weitsicht. Dafür war die Ambiance, so knapp unter der geschlossenen Wolkendecke hindurchzufahren, fast schon mystisch.

Luxusfleisch auf Japanische Art

Beim Appenzeller Sepp Dähler ist eine gehörige Portion Marketing dabei. Doch Bernhard Gassler glaubt, dass diese Philosophie die Sache auf den Punkt bringt. Extreme Ansichten und Lebensweisen sind für einzelne schön und gut. Aber die ganze Landwirtschaft muss sich in einem Kompromiss finden zwischen möglichst hoher Produktion, artgerechter Tierhaltung und schonendem Umgang mit den Ressourcen. Da gehört ebenso der Verzicht auf grosse Futter-Importe dazu. Diese muss höchstwahrscheinlich eine Kehrtwende von Quantität zu Qualität und nachhaltiger Bewirtschaftung vollziehen. Dabei spielt auch das unsinnige Soja-Anpflanzen in fernen Ländern – nur um in Europa Tiere zu füttern – mit. Der Kabier-Bauer hat die Kehrtwende gemeistert, ohne rechthaberisch und fundamental zu wirken. Davon sollte es mehr geben.

Auf dem Appenzeller Aussichtsberg

Der Hohe Kasten –  im Dialekt „de Chaschte“ genannt – bietet genau auf der Kantonsgrenze zwischen St. Gallen und Appenzell Innerrhoden ein fantastisches Panorama von 360 Grad. Der Europa-Rundweg umschliesst auf 1'784,5 Metern über Meer den Gipfel inklusive Sendemast wie einen Kranz und erschliesst den Blick auf sechs umliegende Länder. Zu Beginn der achtminütigen Bergfahrt mit der Seilbahn gab der Kabinenbegleiter nützliche Informationen bekannt. Die Aussicht weiter oben wäre bei gutem Wetter absolut phänomenal, es gab auch so zwischen den Wolken hindurch sehr schöne Ausblicke.

„Es dreht sich“, hiess es im Prospekt zum im Jahr 2008 eröffneten Drehrestaurant. Auf den ersten Blick geschah allerdings nichts. „Beschiss“, meinten einige. Aber plötzlich sahen sie von aussen, dass die Frau hinter der Scheibe nach fünf Minuten nicht mehr am gleichen Ort sass. Des Rätsels Lösung war: Das Restaurant blieb stehen und nur der innere Kreisboden drehte sich. Interne Messungen ergaben 57 Minuten pro Umrundung. Der ausgiebige Apéro, das feine Mittagessen sowie Kaffee und Dessert dauerten drei Runden. Das war der Beweis dafür, dass keine Langeweile aufkam. Als der verschwundene Präsident plötzlich auftauchte, konnte der obligate Fototermin doch noch erledigt werden.

Positive Eindrücke mitgenommen

Um punkt 16 Uhr ging es wieder die knapp 900 Höhenmeter hinunter nach Brülisau, wobei der Fussmarsch aus Zeitgründen keine Variante darstellte. Während der Talfahrt mit der Kastenbahn zog Bernhard Gassler ein kurzes Fazit: „Es war eine angenehme Turnfahrt, ohne dass gehetzt werden musste. Unser Turnkamerad Stephan hat die Reise kompetent organisiert, was wir zu schätzen wissen.“ Der Sitznachbar schloss sich seiner Meinung an, dass alles geklappt hat. Bei der Führung auf dem Blindenau-Hof bewies der Bauer viel Fachwissen und Kompetenz. Das Essen auf dem Hohen Kasten war prima, mit super Bedienung. Nur der Aufenthalt auf dem Gipfel hätte etwas kürzer sein können. Unter den Teilnehmern herrschte eine gute Stimmung. „Schade, dass es in Koblenz kein Abschluss-Bier mehr gab!“

Text zum Foto: Die Koblenzer Männerturner auf dem Hohen Kasten mit dem 360 Grad-Panorama